BTC sorgte für fünf Stunden Stimmung in der ausverkauften Halle
Ausverkauft waren auch heuer wieder die Faschingssitzungen in Garitz. Nicht nur die „Göritzer“, sondern auch viele Kissinger hatte der BTC – bekannt für seine närrischen Büttenabende – in die Turnhalle gelockt. Letztere mussten sich erneut anhören, wie einzigartig der Göritzer und das Ambiente des Stadtteils sei – sozusagen eine „fränkische Perle“.
Und das war auch das Sitzungsmotto, das deutlich auf dem von Axel Dürheimer gestaltetem Bühnenbild ersichtlich wurde. Dieses viel beklatschte Alleinstellungsmerkmal war eines von vielen logistischen Leistungen, die zahlreiche Helfer im Vorfeld der Elferratssitzungen vollbracht hatten. So konnte Sitzungspräsident Christian Rüth beruhigt die Sitzung mit Einzug von Elferräten, Garde-Mädchen und der musikalischen Begleitung durch das Rot-Kreuz-Orchester beginnen.
Der Einzugsmarsch erklang als erstes für Nico Sauer, der als Karl-Theodor zu Guttenberg sein politisches Comeback andeutete. Seinen politischen Streifzug durch Fukushima, Energiewende und Stuttgart 21 sowie seinen Kondolenzformulierungen für die FDP setzte das musikalische Aus mit „Das ist alles nur geklaut – Theo, Theo“ immer wieder die plagiativen Grenzen. Natürlich durfte auch Christian Wulff bei diesem Treffen nicht fehlen.
Danach gab es mit dem Showtanz der jungen Hexen-Garde des BTC das erste Bonbon für die Augen. Die BTC-Garde zeigte zuerst ihren schmissigen Marschtanz. Der Showtanz litt dann unter einer technischen Panne, die aber einen Auftritt später behoben war, so dass die 350 Gäste in den Genuss wirbelnder Beine und kesser Formationen kamen.
Deftig ging es mit Thomas Rüth weiter, der als „Garitzer Dorfbote“ mehrfach bescheinigte, dass die paar Kissinger Ereignisse selbst für den besten Reporter eine Herausforderung seien. Steigenberger Schließung („Niemand nix gewusst!“) und das „Wehner verwaiste“ Rakoczy-Fest seien nichts gegen die Schlagzeile über den eliminierten Nordstern in der Seehofstraße, der als versuchter „Bäcker-Mord“ in die Göritzer Chronik eingehen werde. Mit einem rasanten „Jahrmarkt“ präsentierte sich die Aktionsgruppe des BTC. Sie zog dabei alle närrischen Register mit einer eigenen „Miss Garitz“, die sich mit den „Grins-Rivalen“ Gunter Sauer und Kay Blankenburg ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte, oder dem „Göritzer Einbürgerungstest“ mit sieben Schoppen.
Quoten-Ossi mit Göritzer-Dialekt-Mundspray wurden dem begeisterten Publikum ebenso vorgeführt wie ein grandioser Bestellvorgang a la „Starbucks“ für den „LKW to go mit ABS“, wobei ABS für „a bisserl Senf“ stand und auch die Auswahl der Brötchen nicht enden wollte. Nicht weniger humorvoll war die liebevolle Beschreibung des „Göritzer Pilgerweges“, auf dem man von Hopfen und Malz geleitet wird.
Bei ihrem zweiten Auftritt steigerte sich der Applaus, denn auf abgedunkelter Bühne kreierten die Akteure im „Blaulicht“ einen Göritzer Hühnerstall der Sonderklasse, der ganz ohne Worte aber mit viel Fantasie die 850 BTC-Fans begeisterte.
Liebeserklärung an Liebeserklärung reihten die BTC-Sänger bei ihrem Vortrag aneinander, der traditionell in die Pause führte und der von Christian Rüth und Johannes Köhler gestaltet wurde.
„Garitz, meine Perle“ und ein musikalischer Rundgang mit „Grüß mir mei Goritz“ schallte es durch den Saal und alle sangen und schunkelten mit.
Auch Barbara Stamm alias Iris Scheit durfte als bekennende Freundin des fränkischen Faschings nicht fehlen. Sie war voll des Lobes für das schöne „Drümherüm“ und die kulturelle Offenheit, die sich bei „Themis“ mit „griechisch essen, fränggisch reden“ oder in der Göritzer Meile mit „Dingen, die man nicht braucht“ zeige.
An die genetischen Wurzeln ging es dann bei Nachtwächter Benedikt Rüth, der dafür die Saale als paläontologische Kulturgrenze definierte. Der bejubelten wie ausgebuhten Aussage „Im Westen lebten immer schon die Besten!“ folgte die Liste der Versäumnisse der Stadt, die der Nachtwächter mit dem „fehlenden Draht nach München“ erklärte. Doch auch Garitz blieb vor den spitzen Worten zur „Klinik für Hund und Katz“, zu den Resten des Schützenheims als „Klagemauer“ oder zur „Lama-Wanderung für die freie Seele“ nicht verschont.
Mit der Ankündigung von Michl Müller nach vierstündigem Programm stand dann der Höhepunkt an. Mit einem „Do sin mer dabei und sonst gar nix, Fasching in Goritz“ holte er die Gäste von den Stühlen. Seine „Konstante im Leben“ (= BTC-Elferratssitzungen) nutzte der Kabarettist zu einem humorvollen Rundumschlag, den er mit Ausschnitten aus seinen Auftritten über „Schubeck und Ingwer“ oder „den Umbau der Bundeswehr zur Senioren-Armee mit Halterungen für Rollatoren am Panzer“ garnierte. Hinzu kamen einige lokale Schmankerln.
So schlossen sich am Ende des fast einstündigen Michl-Müller-Auftritts die Reihen des Publikums zum gemeinsamen Abschlusslied. Alle sangen voller Inbrunst „Das war wieder mal ein schöner Tag, so soll's immer sein“.
Mainpost vom 06.02.2012